Samstag, 2. März 2013

Vertraut exotisch

Im Europa Südamerikas lebt es sich ja bekanntlich federleicht. Wenn nicht zufällig eine Staatskrise, -bankrott, -diktatur, -präsidentin dazwischen kommt ist es für mich doch beängstigend vertraut hier. Dachte ich zumindest - denke ich auch noch mehrmals täglich.
Bin ich aber unterwegs in dieser riesigen Stadt zeigen mir kleine Dinge immer wieder, dass ich mir nicht zu gewiss sein sollte. So wollte ich mir einen Jugo, frisch pürierter Fruchtsaft machen. Kein Problem ab in den Supermarkt, heisst sogar hier Carrefour. Die Vitamintheke gähnt mich mit grosser Langeweile an. Die exotischste Variante wäre Apfel-Banane-Pflaume. Also weiter in einen sogenannten Chino. Hier wird man bedient, wie in einem Tante Emma Laden, die Auswahl gleicht diesem aber auch. Ich frage, hat's nichts tropisches? aus dem nahen Norden? No señor! Auf der Glastheke sehe ich aber etwas komisches und frage danach, fast hoffend keine Antwort zu bekommen. Meine Ahnung wurde bestätigt, da liegen zwei Gürteltiere, bereits fein säuberlich ausgenommen. Ein Foto solle ich davon nicht machen, obwohl dem Ladenchef auch nicht ganz klar zu sein scheint weshalb nicht.
Ok, genug exotisches. So gehe ich weiter und suche mir ein Café. Hier bekomme ich einen frisch gepressten Orangensaft, guter Kompromiss. Leicht verträumt (ist ja Wochenende, was ganz schön anstrengend für mich als Lerche ist) schlürfe ich auf der Suche nach Energie meinen köstlichen Saft und spiele mit dem Salzstreuer in meinen Fingern. Als ich aufblicke sehe etwas schwarzes im Salz, iiihh! Ach nein, sind nur Kaffeebohnen. Scheint so gut zu funktionieren wie Reiskörner, was mein Streutest bewiesen hat. Denn ich musste ja prüfen, ob das Salz nach Kaffee schmeckt, für mich als kein Kaffeetrinker entscheidend. Und nein nur salzig, hatte aber ja auch nie das Gefühl, das Schweizer Salzstreuersalz schmeckte nach Reis. Apropos Salzstreuer, ich habe ja eigentlich gehört, dass diese hier nicht auf dem Cafétisch stehen dürfen - Gesundheitsamt. Mir kam es gelegen, mit Saft und Salz gegen meine Dehydration ankämpfend mache ich mich gestärkt weiter.
So viele Gedanken über Salz lassen mich zu einem hübschen Geschäft schlendern. Hier gibt es jede Menge Gewürze. Eigentlich sollte es eher im alten Europa schwierig sein an exotische Gewürze zu kommen und man müsste ein Kolonialwarengeschäft aufsuchen. Es erweist sich aber hier problematischer. Da ist mir dieses Geschäft besonders lieb. Die Taschen gefüllt mit Anis, Paprika und Curry freue ich mich schon auf das heutige Fleisch.
Für das Abendessen ist es aber noch weit zu früh. Ich entscheide mich für eine Merienda, ein Nachmittagssnack. Da kommt mir auf meinem Nachhauseweg ein kleines Geschäft ganz gelegen. Eine Sandwicheria. Ich bestelle mir an der Theke ein Sandwich, erst versuchte ich es mit einem bocadillo. Der Herr auf der anderen Seite schaut mich aber nur verlegen an. Dann eben ein Sandwich, queso y jamón. Ist mir ja vertraut, ebenso wie die folgende Frage des Herrn: "¿Qué más?" Und bevor ich ablehnen wollte schaue ich mich um und frage, ob ich ein Telegramm hier verschicken könne? No señor, hier gibts nur Sandwichs, Fotokopien, Internet und Fax. Ok, also nichts mehr sonst.
Interessantes unbekanntes Geschäftsmodell

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