Samstag, 9. März 2013

Sicher! Freiheit!

Sie entwickelt sich ein bisschen zu meinem Lieblingsthema, die Bürokratie. Sie scheint mir allgegenwärtig. Auch wo ich herkomme, versucht sie mich zu fesseln, doch weiss ich dort besser ihr zu entfliehen.
In Buenos Aires bin ich noch nicht so ortskundig. Obwohl, die kleine Geschichte hier hat eigentlich gar nichts mit ihr zu tun. Die Schuld bekommt sie trotzdem. Diese Woche musste ich auf die Botschaft. Die Schweizer? nein, die Argentinische? nein, sondern auf die Deutsche. Dort konnte ich eine Übersetzung abholen. Pünktlich wie eine Schweizer Uhr wollte ich mich früh auf den Weg machen, doch meine Dokumente habe ich am Vortag in einem Büro einer Stiftung vergessen. Also zuerst dort hin, aber ganz tranquillo, heute erlaubt die Alarmanlage im Büro keinen Eintritt vor 9.30 Uhr. Der Sicherheit wegen.
Letztendlich habe ich die Dokumente in der Tasche. Jetzt aber los. Bei der Botschaft angekommen, fragt der Wächter:

"Was wollen Sie?"

Meine Antwort:

"Die Übersetzerin treffen."

Er wiederum:

"Das ist hier eine Botschaft, brauchen Sie ein Visum?"

Mein freundlichstes Ich:

"Ach, danke für die Info, aber ich habe einen Termin."

Der Sonnenschein mir gegenüber:

"Na dann, alle elektronische Geräte abgeben."

Und die Sicherheitstür öffnet sich. Nach drei weiteren sitze ich im Warteraum. Die Übersetzerin begrüsst mich. Es scheint alles zu klappen. Sie geht nochmals kurz für eine Kopie raus und dann, dann...
Dann fällt das System für die Sicherheitstüren aus. Ich sitze wie irgendein Reptil im Glaskasten und schaue den Sicherheitsleuten zu, wie sie rumrennen und versuchen die Türen auf zu bringen. Die Übersetzerin winkt mir zu, ich winke zurück. Ich zähle die Sekunden auf der Uhr, man soll sich ja in Geduld und Konzentration üben. Und ich denke an den Spruch, der mir gesagt wurde, als wir in einer Villa (Armutsviertel) ein Sozialprojekt besuchen durften: "In eine Villa hinein kommt man immer." Bei der Botschaft war das Hineinkommen schon schwierig und über das Herauskommen will ich gar nicht nachdenken. Sowieso besser, lenkt mich bloss vom Warten ab.
In anderen Ländern reicht auch einfach eine  Plombe für die Sicherheit der Türen
Nach geraumer Zeit reicht es mir und ich will diesen Moment festhalten. Ich suche mein Handy, um Fotos zu schiessen. Doch wo ist es? Alles durchsuche ich. Dann nochmals, habe ja Zeit. Draussen schaut man mir zu wie einem Tango tanzenden Gekko im Terrarium. Mir egal, wo ist mein Handy! Also das ist doch die Höhe! In die Botschaft hinein zukommen ist schwierig, raus eventuell unmöglich und geklaut wird hier wohl auch öfters, als in den berüchtigten Viertel!
Ach, ganz vergessen, die Konzentration. Ich zähle wieder die Sekunden. Und da, Heureka! Nicht das Handy aber meinen Verstand. Ich musste doch alle elektronischen Geräte beim charmanten Wächter abgeben. Und siehe da, ein Wachmann kommt mit dem Schlüssel und entlässt mich. Die Übersetzerin gibt mir alle Dokumente und wünscht mir ¡suerte! Danke, kann ich brauchen.
Dass die Geschichte hier eigentlich noch nicht zu Ende ist, lasse ich jetzt weg (eine Übersetzung wird erst akzeptiert, wenn sie beglaubigt wurde, was ein weiteres Amt bedeutete).
Gestern geriet ich dann in die Demonstration des Tages der Frauen. Nachhause gehen oder mitziehen? Ich zögere, bunte Gruppen ziehen mit Fahnen an mir vorbei. Da sehe ich einige Banner, die "Libertad" fordern. Ich besann mich und folgte ihnen...
Richtung Freiheit

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