Dienstag, 12. Februar 2013

Tango compartido?

Teilen gehört doch zu einem Leben in einer Gemeinschaft. Klar, alleine geht's nur halb so gut und Solidarität ziemt sich. Über die Vorzüge des Teilens hab ich schon in verschiedenen Situationen berichtet, aber trotzdem, neuer Ort, gleiches Thema.
Ob im Büro, WG oder Park einen Mate geniesst man gerne in Gesellschaft und lässt ihn kreisen. So schlürfe ich mich durch Buenos Aires und fühle mich als hätte es nie Kaffee gegeben. Mir ja ganz recht, viele Kaffeekränzchen musste ich schon sausen lassen (bekanntlich trinke ich ja keinen Kaffee). Hier bin ich in die gesellschaftliche Sitte vollends integriert.
Zum Fyrobig-Bier bestellt sich niemand eine Stange noch ein Grosses, natürlich gibt es eine Flasche, die geteilt wird. Sicherlich spielt da auch der Bierpreis mit, der horrend ist.
Manchmal geht man auch zum Krug über
Beim Fleisch im Restaurant geht es jedoch nicht um den Preis, sondern um die Magenkapazität, also wird das Bife de Chorizo geteilt.
In meinen ersten Tagen in Buenos Aires dachte ich es verhält sich auch bei der politischen Einstellung so. Die Meinung wird geteilt. Wo auch immer ich hin kam, bis jetzt fand ich noch keinen von Cristina Fernández de Kirchners Getreuen. Als ich mir einen Tisch für mein neues Zuhause kaufte, war das Verkaufsargument des Standbetreibers, dass dank Cristinas Geldpolitik mein Geld morgen sowieso weniger wert sei, also gleich heute kaufen. Beim Kauf eines Bustickets verhielt es sich ähnlich, besser ich kaufe auch gleich die Rückfahrt (allfällige Umbuchungsgebühren werden von der Inflation gedeckt). Die neu geschaffenen Feiertage (keiner konnte mir erklären was gefeiert wird) werden natürlich genossen, gedankt wird aber nicht Frau Kirchner. Und wenn wieder Bilder der Präsidentin auf dem internationalen Parkett auftauchen teilt man sich gemeinsam eine gewisse Fremdscham. Und mir wird stets versichert, sie hätte nichts mit uns Argentiniern zu tun.
Und doch - es gibt die Eigenbrötler, die nicht diese Meinung teilen. Wohl auch mitunter Grund, weshalb Cristina schon ihre zweite Amtszeit bestreitet. Ein unschuldiger Spaziergang durch San Telmo hat mir das vor Augen geführt. Touristisch bewaffnet mit Fotokamera und Sonnenbrille schlenderte ich durch die alten Gassen Buenos Aires. Hier ein Schnappschuss, da ein Orangensaft. Und plötzlich erblicke ich ein ideales Sujet, das Lokalbüro von La Cámpora San Telmo. Nach nur kurzer Zeit in Argentinien habe ich schon einiges über diese undurchsichtige Organisation erfahren. Ihr Zweck ist die unbedingte Loyalität und Unterstützung der Präsidentin. Auch als Militanz verstanden, nutzen sie so ziemlich jegliche Mittel für ihre Zielerreichung. Natürlich besitzt nicht nur die Präsidentin eine eigene Jugendmilitanz aber sicherlich sind die Camporisten derzeitig die einflussreichsten. Und ebenso klar ist, dass ihre Untertänigkeit nicht ganz selbstlose Ursprünge besitzt, sondern ein grosses klientelistisches Netzwerk dahinter steht.
Aber jetzt wieder zurück zum Lokalbüro San Telmo. Ein bisschen schüchtern knipste ich aufs Schaufenster zielend. Die Mitglieder im Büro hatten daran aber wenig Freude und stellten ihren Mate beiseite (apropos sie liessen ihn auch kreisen) und kamen raus. Sie fragten mich, weshalb ich ihr Büro fotografiere. Mein Spanisch und Äusseres erlaubten mir glücklicherweise die Ausrede, ich sei bloss Tourist und sei einfach so am fotografieren. Situation geklärt.
Und so teilten sich unsere Wege. Doch wer weiss vielleicht gibt es noch einen zweiten Teil der Geschichte. Das Lokalbüro ist auch ein Kulturzentrum und bietet am Wochenende Tango für alle an. Zumindest denke ich es ist Tango, bei den Camporisten heisst es anscheinend Militango para todos.
Lokalbüro mit Veranstaltungstipps z.B. Militango

Freitag, 1. Februar 2013

Qué más?

Was? nein eigentlich stellt sich mir die Frage wie viel mehr.
Der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier, das doch stets das andere sucht. Mir geht es da nicht anders. In den georgischen Wäldern herumlungernd träumte ich schon von der warmen Brise, des Rio de la Plata.
Und wo ist jetzt das Mehr? Unbestritten finde ich das Mehr in der Bevölkerung. Vom 7´000 Seelendorf in Lagodechi zur Grossmetropole Buenos Aires mit knapp 3 Millionen Einwohnern. Ich denke die Quantität spricht für sich, zur Qualität würde und könnte ich mich nicht äussern. Auf was ich mich aber auslassen würde, ist zu sagen, dass es anders ist, sehr anders.
Entspricht nicht dem Gewohnheitstier, ich verstehe. Obwohl irgendwie doch, denn ich bin ja nicht Tiflis-Buenos Aires direkt geflogen. Um sich zu gewöhnen verbrachte ich ja eine schöne Zeit in der lieben, wohlbekannten Schweiz. Ein ideales Stufentraining, vom pittoresken Landsitz im tiefen Thurgau, über die mondäne Stadt an der Limmat, bis hin zur politischen Kleinhauptstadt Idylle, überall stand eine bequeme Couch für mich bereit. An dieser Stelle merci.
Qué más? Naja an dieser Stelle werdet ihr weitere Eindrücke zu lesen bekommen, weniger naturnah und dafür umso städtischer.
Küche: Garantiert mausfrei